Bei­trag zum Volks­trau­er­tag

Herz­lich will­kom­men bei den Bür­gern von Laden­burg. Schön, dass du vor­bei­hörst. Heu­te das The­ma die sitt­li­che Rei­fe des öffent­li­chen Amtes.

Ja, hört sich gewollt geschwol­len an. Ich hof­fe, ich wer­de jetzt nicht zu all­zu pole­misch und ihr könnt es ertra­gen, was ich euch hier nahe­zu brin­gen ver­su­che zumin­dest. In der Grün­dungs­zeit der Bür­ger von Laden­burg leg­ten wir größ­ten Wert auf, ja, erst ein­mal Wert­schät­zung und auf natür­lich gutes Sit­ten und eine sprach­li­che Prä­zi­si­on.

Eine Voll­kom­men­heit im Wohl­wol­len, wür­de ich das sagen. Man muss spre­chen kön­nen und vor allen Din­gen, man muss auch viel schwei­gen kön­nen. Gemäß unse­rer guten Kin­der­stu­be sage nicht alles, was du weißt, aber wis­se immer, was du sagst.

Vor allen Din­gen denk dar­über nach, wie könn­te es ankom­men, was du sagst. Ich weiß, auch ich bin ein Stüm­per. Man wird sicher eini­ge mei­ner Autos ganz furcht­bar fin­den und sich über mich beschwe­ren.

Ja, das darf wohl sein und ich bin sicher hier kein wun­der­bar geschul­ter Radio­mo­de­ra­tor, der hier alles auf die Rei­he kriegt und aal­glatt alles spre­chen kann, was er soll, son­dern ich übe viel und wer­de hof­fent­lich etwas erträg­li­cher im Lau­fe der Zeit. Aber wie viel wich­ti­ger ist es, dass wir in der Öffent­lich­keit erträg­lich mit­ein­an­der reden. Nicht nur, dass Bit­te, Dan­ke und Ehre mit Ehre gebührt, nicht nur, dass wir auch poli­ti­sche Geg­ner mit Anstand und Wür­de behan­deln, nicht vor­schnell hemds­är­me­lig wer­den oder im Hin­ter­grund über Men­schen fatal her­zie­hen, sodass am Schluss eigent­lich nur noch eine Anzei­ge wegen Belei­di­gung offen bleibt.

Wenn wir also eine sach­li­che Schmäh­kri­tik üben, in der also sicher das eine oder ande­re Schimpf­wort fal­len kann im extre­men Fall, aber am bes­ten bei uns nicht soll­te, so muss immer der Sach­zu­sam­men­hang im Vor­der­grund ste­hen und eine sach­lich kla­re Argu­men­ta­ti­on, also eine Logik muss vor­han­den sein. Und vor allen Din­gen, es muss so sein, der Geg­ner, der poli­ti­sche, wenn man ihn über­haupt aus­ge­macht hat, er muss es anneh­men kön­nen, was man ihm sagt. Und des­halb leh­nen wir auch jede Gra­tis-Mut-Ver­an­stal­tung ab, in denen Men­schen sagen, wer jetzt nicht hupft, der ist ein Nazi und hier haben wir die Men­schen­rech­te, da machen wir eine Demo dafür und wer nicht dabei ist, ist auch ein Nazi und mei­ne Oma und Opa war ein Nazi und dies soweit.

Also es ist furcht­bar. Oder wer jetzt zum Bei­spiel aus dem medi­zi­nisch gebil­de­ten Bereich gekom­men ist und die­sen Gift­cock­tail von Pfi­zer abge­lehnt hat, der will sich imp­fen las­sen, ist ein Impf­na­zi. Also es ist furcht­bar.

Wisst ihr, es ist Kin­der­gar­ten. Es ist etwas, wofür ihr euch immer noch zu ent­schul­di­gen habt, weil wenn ihr euch mal fragt, wollt ihr denn so leben, wollt ihr so sein, ich glau­be, es ist beschä­mend. Und ihr müsst auch beden­ken, dass eure Vor­fah­ren euch in die Welt gesetzt haben, die auch vie­le schwe­re Din­ge durch­ge­macht haben in Deutsch­land.

Zwei auf­ge­zwun­ge­ne Welt­krie­ge, Hun­gers­nö­te, mil­lio­nen­fa­cher Mord an der deut­schen Bevöl­ke­rung, Ver­trei­bung, Ent­eig­nung und und so wei­ter. Es ist unglaub­lich, was unse­re Vor­fah­ren durch­ge­hal­ten haben. Und trotz­dem haben sie euch in die Welt gesetzt.

Und jetzt lie­gen sie auch drau­ßen auf dem Fried­hof und man besucht sie eher sel­ten. Da will ich jetzt nichts dazu sagen. Wisst ihr, es ist nicht gut, Men­schen am Volks­trau­er­tag Attri­bu­te zuzu­schrei­ben, die dem aktu­el­len poli­ti­schen Mode­wind ent­spre­chen.

Heu­te hui, mor­gen pfui. Son­dern rede von dei­nen Ahnen, bit­te immer posi­tiv und rede immer wert­schät­zend, denn von ihnen stammst du schließ­lich ab. Denn ist die Wur­zel schlecht, ist der Baum ver­dor­ben.

Und der Baum, der jetzt blüht, das bist du. Also den­ke dran, wer sind dei­ne Wur­zeln, woher kommst du und schät­ze sie wert. Und opfe­re sie nicht einem poli­ti­schen Kal­kül, einer Reli­gi­on oder irgend­ei­ner Sache, die sich jetzt als wich­tig her­vor­tut.

Denn die Men­schen, die auf dem Fried­hof lie­gen, die kön­nen sich nicht mehr weh­ren. Die kön­nen nicht aus dem Grab stei­gen und sagen, was redest du da für einen Blöd­sinn, halt den Mund. Oder was denkst du denn, wer wir gewe­sen sind in die­ser Zeit? Hast du denn eine Ahnung? Wisst du, das ist die­se Über­heb­lich­keit man­cher poli­ti­scher Red­ner, auch gera­de am Volks­trau­er­tag.

Es ist unan­stän­dig, es ist ehr­los und es ist respekt­los gegen­über unse­ren Vor­fah­ren. Und denk dran, eines Tages wirst du selbst ein sol­cher sein und möch­test du dann, dass man so über dich spricht. Also über­leg dir das mal.

Und über­leg dir auch, wie du in der Öffent­lich­keit mit den Nach­barn spre­chen möch­test. Das ist das A und O. Denn wir brau­chen kei­ne ideo­lo­gi­sche, reli­giö­se Spal­tung in unse­rem Ort. Wir brau­chen Zusam­men­halt.

Denn die Bür­ger, die hier leben, sind die Mehr­heit. Bis dahin.